Doping – russische Leichtathleten dürfen nicht nach Rio

Bei den Olympischen Spielen 2012 in London herrschte im Lager der russischen Leichtathleten so etwas wie Goldgräberstimmung, denn mit sieben Gold-, vier Silber- und vier Bronzemedaillen konnte Russland seinen Ruf als eine der führenden Sportnationen eindrucksvoll untermauern. Mit der Goldgräberstimmung ist es jetzt vorbei, denn an den kommenden Olympischen Spielen in Rio de Janeiro werden keine Russen mehr weit springen, schnell laufen oder den Diskus schleudern. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat die russischen Leichtathleten suspendiert und bestraft damit ein ganzes Land.

Doping und Sport

Gedopt wird im Sport nicht erst seit gestern, schon immer haben sich Sportler einen Vorteil verschafft und verbotene Substanzen zur Leistungssteigerung genommen. Nicht umsonst wird die Tour de France die „rollende Apotheke“ genannt, Skilangläufer werden regelmäßig erwischt und selbst im Fußball wird zu Mitteln gegriffen, die es möglich machen, dass die Spieler auch nach anstrengenden 90 Minuten noch Kraft für eine Verlängerung haben. Aber in keiner anderen Sportart spielt Doping eine so große Rolle wie in der Leichtathletik. Schneller, höher, weiter, so lautet die Devise der Sportler, denn nur der weiteste Sprung und die schnellste Zeit bringen das große Geld und internationale Berühmtheit. Schon in den 1960er und 1970er Jahren, als das moderne Doping noch in den Kinderschuhen steckte, waren die „Erfolge“ nicht zu übersehen und schon damals waren die russischen Athleten eine Art Vorreiter.

Eine neue Dimension

Dass einzelne Sportler gedopt sind, daran hat sich die Sportwelt mittlerweile gewöhnt, dass Doping jedoch vom Staat verordnet und systematisch angewandt wird, das ist neu. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder Verdachtsmomente, zum Beispiel bei den Sportlern der ehemaligen DDR, aber so umfassend wie der jetzt erschienene 300 Seite starke Bericht der Welt-Doping-Agentur WADA, wurde Doping noch nie dokumentiert. Ein Enthüllungsbericht der ARD und die Aussage einer russischen Läuferin haben den Stein ins Rollen gebracht und den IAAF im März dazu veranlasst, die Sperre der russischen Leichtathleten zu verlängern. Die Russen wurden aufgefordert, eine Reform einzuleiten. Obwohl das Nationale Olympische Komitee nun behauptet, dass alle 44 Reformforderungen erfüllt wurden, geändert hat sich offenbar nichts, denn Sir Sebastian Coe, der Präsident des IAAF, sah keinen anderen Weg, als die Sperre zu verlängern und damit die Leichtathleten aus Russland von den Spielen in Rio auszuschließen.

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Ein Sieg der Politik?

In Russland ist man über die Entscheidung des IAAF schockiert, irritiert und auch wütend. Der russische Präsident Putin findet die Suspendierung seiner Landsleute „nicht fair“ und will mit dem IAAF und der Dopingagentur Gespräche führen. Viele russische Sportler sind der Ansicht, dass die Politik einmal mehr über den Sport gesiegt hat, viele sehen in der Entscheidung des Weltverbands sogar eine Verschwörung des Westens und einen Hass auf alles, was russisch ist. Wie sehr die Russen verletzt sind, das bekam auch ein ARD-Reporter zu spüren, der während eines Interviews so sehr provoziert wurde, dass er ein TV-Team aus dem Studio werfen ließ. Anschließend wurde dem Reporter vorgeworfen, er sei ein „verkommener gewalttätiger Russlandhasser“.

Wie fair ist die Entscheidung?

Dass Doping unfair ist, darüber muss man nicht streiten, aber wie fair ist der Ausschluss der Athleten, die nachweislich nicht gedopt sind? Die russische Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa ist „sauber“ und sie will die Entscheidung des IAAF nicht akzeptieren. Sie will um ihre Teilnahme an den Spielen in Rio kämpfen und ist bereit, vor dem Europäischen Gerichtshof klagen. Die zweifache Olympiasiegerin fühlt sich als Russin diskriminiert und es ist fraglich, ob sie bereit ist, unter der Flagge des IOC ins Stadion einzumarschieren. Der russische Sportminister Mutko hatte diese Idee ins Spiel gebracht, aber das Internationale Olympische Komitee und auch der IAAF sind sich noch nicht sicher, ob sie diese Idee in die Tat umsetzen wollen.

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Bild: © Depositphotos.com / Koufax73

Ulrike Dietz
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