Währungswechsel – vielleicht schon bald in Griechenland?

Dieser Tage wird es nicht nur temperaturmäßig heiß in , sondern auch an den Verhandlungstischen in Brüssel. Für das Mittelmeerland geht es um alles: Entweder man einigt sich mit der Euro-Gruppe oder es droht der vielbeschworene oder verschämt genannte Grexit. Doch eine Rückkehr zur ehemaligen Währung, der Drachme, könnte die Regierung in Griechenland vor eine weitere Herausforderung stellen. Wie könnte die Wiedereinführung funktionieren?

Realistische Darstellung dass Währungswechsel bevorsteht

Während sich hochrangige Politiker und Wirtschaftsexperten zum endgültigen Ausstieg Athens noch nicht äußersten, musste ein deutscher Reporter auf seiner Visa-Abrechnung für das Hotel bereits die Wiedereinführung der Drachme feststellen. Denn der Betrag für die Übernachtung und Unterkunft wurde bereits in dieser Währung anstatt wie bisher in Euro ausgewiesen. Seitens des Kreditkartenunternehmens Visa gab es dazu bisher keine Äußerung. Fest steht nur, dass es von Stunde zu Stunde wahrscheinlicher wird, dass ein Währungswechsel ohne lange vorherige Ankündigung sozusagen über Nacht durchgeführt werden könnte. Schließlich ist ja der Großteil des Geldes gar nicht real als Münze oder Schein im Umlauf, sondern in Form von Bits und Bytes auf Konten gelagert. Und da könnte die Währung entsprechend schnell angepasst werden.

Wie läuft ein Währungswechsel ab?

Realistisch ist, dass es in Griechenland nach dem Börsenschluss, der Freitags 23 Uhr deutscher Zeit stattfindet, eine Sondersitzung mit den Finanzministern und den Staats- und Regierungschefs aus der Euro-Zone abhält und dann seinen Austritt beantragt. Da um diese Zeit die Banken traditionell ohnehin geschlossen sind, besteht keine Gefahr, dass die Griechen bei Bekanntwerden der Neuigkeiten ihr Geld sofort ins Ausland bringen. Insgesamt bleibt der Regierung für den Währungswechsel ein Zeitfenster von 46 Stunden, um möglichst wenig Schaden an den Börsen auszulösen. Dieser Rahmen ist nämlich genau die Zeit, in dem alle Börsen auf dem ganzen Globus geschlossen haben. Der Börsenschluss beginnt in New York an einem Freitag um 17 Uhr Ortszeit und endet mit Eröffnung der Börse im neuseeländischen Wellington.

Wie viel Zeit ist realistisch notwendig?

Tatsächlich benötigt eine Regierung knapp ein Wochenende um die digitale Umstellung auf eine neue Währung umzusetzen. Eine komplexe Herausforderung ist nur, die Automaten auch gleich mit dem neuen Bargeld zu versorgen und die vielen Münzen bzw. Scheine umzutauschen. Wie schnell die griechische Regierung die Drachmen-Währung wieder drucken könnte, ist ungewiss. Man geht aber davon aus, dass dies einige Monate in Anspruch nehmen würde. Und das auch nur dann, wenn es bereits ein Banknoten-Design und die Sicherheitsmerkmale für das neue Papiergeld ebenso wie das Rohmaterial, also Papier, gibt.

Die Rückkehr zur alten Drachme ist nicht möglich

Klar ist, dass Griechenland immer noch eine eigene staatliche Druckerei für Geld hat, in der bereits früher die Drachmen gedruckt wurden. Doch einfach die alten Scheine wieder herzustellen, ist nicht möglich, da sie den heutigen Sicherheitsanforderungen in keinster Weise mehr entsprechen. Als Übergangslösung und sogenannte Zwischenwährung könnte ein Trick helfen, der bereits bei der Spaltung der Tschechoslowakei funktioniert hatte. Und zwar wurden damals in den ersten Wochen der Rückkehr zur alten Währung einfach vorhandene Scheine mit einem entsprechenden Stempel versehen, und damit einfach zur neuen Währung erklärt. Nach einigen Monaten, wenn sozusagen neues Geld gedruckt und geprägt ist, kann dann die Drachme offiziell eingeführt werden und die Zwischenwährung wäre wieder abgeschafft.

Urlauber sind vom Währungschaos nicht betroffen

Wer sich jetzt Sorgen um seinen bereits gebuchten macht, der kann dennoch beruhigt sein. Denn Pauschalreisende müssen sich keine Sorgen machen, sie könnten von einem sogenannten Grexit sogar profitieren. Die Reise, also Flüge, Hotels und Transfers, sind ja bereits in Euro abgerechnet. Da davon auszugehen ist, dass die Drachme im Gegenpart zum Euro vermutlich sehr schnell abgewertet wird, könnten Touristen vor Ort bei Käufen sogar mehr für ihr Geld bekommen. Auch Individualreisende müssen sich nicht darauf einstellen, in Griechenland plötzlich mit der Drachme zu bezahlen.

Bild: © Depositphotos.com / vi_chanceux

Währungswechsel – vielleicht schon bald in Griechenland?

Maik Justus