Spessart – Deutschlands bescheidene Mitte

Märchen sind es, die den Spessart berühmt gemacht haben. Das „Schneewittchen“ ist in der Region in der Mitte Deutschland ebenso zu Hause gewesen, wie die sagenumwobene „Frau Holle“. Der Spessart erstreckt sich vom südöstlichen Hessen bis zum nördlichen Teil Bayerns. Er ist ein Traumziel für alle, die romantisch sind und sich für Fachwerkarchitektur interessieren. Die kleinen und die verträumten Orte haben etwas Märchenhaftes an sich und das zu allen Jahreszeiten. Die Brüder Grimm lebten im Spessart und sie haben die Region bis heute geprägt.

Märchenhafte Romantik

Romantisch sind im Spessart nicht nur die schönen Landschaften, sondern auch die Städte, wie beispielsweise Steinau. Der hübsche Ort trägt den Zunamen „an der Straße“ und verweist damit auf seine große Bedeutung im Mittelalter als Handelsstraße zwischen Leipzig und Frankfurt am Main. Was Steinau jedoch berühmt gemacht hat, ist eine Familie oder genauer gesagt, sind es zwei Söhne dieser Familie. Wilhelm und Jakob Grimm wohnten zusammen mit ihren Eltern und dem Bruder Emil, einem bekannten Kunstmaler, in Steinau. Das war im 18. Jahrhundert, aber noch immer stehen die Märchensammler und Sprachwissenschaftler Grimm im Mittelpunkt des kleinen beschaulichen Ortes. Das frühere Amtshaus von Steinau an der Straße ist heute ein kleines, sehenswertes Museum über die Familie Grimm.

Von Hessen nach Bayern

Wer den Spessart kennenlernen möchte, sollte vielleicht in Steinau am nördlichen Rand des Mittelgebirges anfangen und anschließend durch das landschaftlich sehr reizvolle Kinzigtal reisen. Das Tal am südlichen Rand des Spessarts führt bis nach Lohr im Maintal, was schon in Bayern liegt. Lohr, so erzählt man sich dort seit mehr als 400 Jahren, ist die Heimat des Schneewittchens. Angeblich lebte im örtlichen einst ein schönes Hoffräulein, was „Haare so schwarz wie Ebenholz, eine Haut so weiß wie Schnee und Lippen so rot wie Blut“ hatte. Ob das wirklich stimmt, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Das Schneewittchen von heute ist Fremdenführerin und führt zusammen mit sieben Kindern aus dem Kindergarten durch den Ort. Lohr hat auch ein Schulmuseum mit vielen Dokumenten und Schriftstücken aus dem nicht immer einfachen Alltag der Schüler mehrerer Jahrhunderte.

Das Wirtshaus im Spessart

Der romantische Spessart ist waldreich und das haben sich Räuber und andere Ganoven jahrhundertelang zu Nutzen gemacht. Sie nahmen beispielsweise den reichen Mitbürgern, die durch die dichten Wälder reisten, das Geld ab. Dazu gehörten vor allem die Glasproduzenten, denn die Region war damals für ihre schönen Gläser bekannt. 20 Prozent der Bevölkerung lebte im 18. Jahrhundert vom Straßenraub, Betteln oder von Gelegenheitsarbeiten. Als Treffpunkt für die Räuberbanden galt das „ im Spessart“. Der Märchendichter Wilhelm Hauff schrieb die Vorlage, aus der Kurt Hoffmann mit Liselotte Pulver den bekannten Film drehte.

Fachwerkromantik und schöne Landschaften, eine reiche Geschichte und viele märchenhafte Erzählungen – der Spessart ist eine interessante Urlaubsregion. Wer mehr über die bekannten deutschen Märchen erfahren will, gerne wandert oder einfach nur einen ruhigen verbringen möchte, ist im Spessart immer richtig. Die beste Möglichkeit, diese Region zu erobern, ist sie mit dem Auto zu durchqueren und überall dort eine Pause einzulegen, wo der Spessart besonders schön ist.

Bild: © Depositphotos.com / 3quarks

Spessart – Deutschlands bescheidene Mitte

Ulrike Dietz