„Als der liebe Gott einen besonders guten Tag hatte, schuf er die Algarve“ – das sagen zumindest die Einwohner dieses Küstenstrichs im äußersten Süden von Portugal. Tatsächlich ist die Atlantikküste an dieser Stelle wunderschön. Es sind die steilen wilden Klippen, die schönen Strände, das sanfte Hügelland und das azurblaue Meer, die jeden Besucher verzaubern. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich daher auch eine Art Massentourismus dort etabliert, die echte Fans der Algarve eher abschreckt. Sie wollen keine Bettenburgen und keine lärmenden Menschen auf den Strandpromenaden, sie wollen die reine, echte Natur. Diese Natur gibt es, und zwar in der Provinz Alentejo auf den einsamen Wanderwegen der Rota Vicentina.
In Alentejo gehen die Uhren anders
„Ruhe bewahren – du bist in Alentejo“, steht auf den Hinweistafeln am Strand und das signalisiert den Besuchern, sie können abschalten, ausruhen, entspannen und sich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich auf die herrliche Naturlandschaft in diesem Teil der Algarve. Die Uhren gehen dort ein wenig anders und das wird jeder merken, der sich aufmacht, den 350 km langen Wanderweg Rota Vicentina zu gehen. Hier im äußersten Südwesten des Landes an der Küste des Atlantischen Ozeans, sind die Hügel sanft, es gibt weite Haferfelder, Wiesen, die mit bunten Blumen übersät sind und Wälder voll mit uralten Korkeichen. Menschen begegnet man eher selten und ab und zu taucht mal ein Dorf oder eine Windmühle auf. Seit 2008 gibt es den Wanderweg schon und am Anfang war man in den 15 Gemeinden der Provinz nicht so sicher, ob sich überhaupt Wanderfreunde in diese Einsamkeit weit ab vom Trubel verirren würden. Heute kommen die Wanderer aus Deutschland, aus den Niederlanden, Großbritannien und sogar aus den USA und aus Neuseeland.
Menschenleer und wunderschön
Caminho Histórico heißt der Weg, auf dem sie alle wandern wollen, jener 213 km langer Pfad, der von Santiago do Cacém ganz im Norden bis zum imposanten Leuchtturm am Cabo de São Vicente führt, der dem Wanderweg auch seinen Namen gegeben hat. Die Strecke ist in zwölf Etappen mit jeweils zwischen zwölf und 25 km lange Teilabschnitte eingeteilt. Alle, die den Weg gehen wollen, sollten nicht den Fehler machen und einen Schnelldurchlauf starten, nur um einen weiteren Fernwanderweg abhaken zu können. Wer das tut, der verpasst eine Menge, zum Beispiel die einsamen urigen Dörfer, die für diesen Teil der Algarve so typisch sind. Fast lautlos ist die Natur dort, nur das Klappern der Störche ist zu hören, die auf den Hausdächern sitzen oder am Himmel ihre Runden drehen.
An der Küste der Algarve
Innerhalb der Rota Vicentina gibt es noch einen zweiten Wanderweg an der Algarve, der allen entgegenkommt, die das Meer lieben. Wild und romantisch ist der Trilho dos Pescadores, der über die Klippen immer direkt an der Küste entlang führt. 100 km lang ist dieser Weg zwischen Porto Covo und Odeceixe, der mit seiner herben Schönheit zu beeindrucken weiß. Die Wanderer werden auf ihren Weg auf Angler treffen, die die Rute weit über die Felsen ins Meer auswerfen, an kleinen pittoresken Fischerdörfern vorbeikommen und als Begleitmusik den Atlantik hören, der gegen die Felsen donnert. Oft ist der Weg nur so schmal wie ein Handtuch und nasse Füße sind keine Seltenheit. Wer den Küstenweg gehen will, der sollte schwindelfrei und sehr trittsicher sein, ein einfacher Spaziergang ist das nicht.
Beliebte Rundwanderwege
Alle, es ein wenig kürzer mögen und trotzdem die Schönheit der Algarve genießen wollen, sollten die fünf Rundwanderwege zwischen drei und 14 km nutzen, die ebenfalls zur Rota Vicentina gehören. Einer dieser Wege führt durch die fantastische Dünenlandschaft von Almograve. Hier ist Kondition gefragt, denn die Wanderer laufen durch den Sand, der sehr locker ist und das kostet viel Kraft.
Bild: © Depositphotos.com / SergiyN
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