Am Mittwoch kam es in der chinesischen Hafenstadt Tianjin zu einer verheerenden Explosion in einer Chemiefabrik, aber erst jetzt, drei Tage später, wird das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Die Zahl der Toten wurde auf 104 nach oben korrigiert und noch immer werden Menschen vermisst. Was aber noch schwerer wiegt, das ist die Giftgaswolke, die auf die Stadt zutreibt, denn es wird vermutet, dass es sich bei dem ausgetretenen Gift um Natriumzyanid handelt.
Wie nach einem Bombenangriff
Das Gelände der Chemiefabrik ist ein Trümmerfeld, das an einen Bombenangriff erinnert. Den beiden gewaltigen Explosionen, die so stark waren, dass die Seismografen ein Erdbeben registrierten, folgen immer weitere Explosionen, die nach Ansicht von Experten durch das austretende Natriumzyanid ausgelöst wurden. Das hochgiftige Gas reagiert in Verbindung mit Wasser und verpufft, was eine Erklärung für die wiederholten heftigen Detonationen wäre. Was aber noch schlimmer ist, Natriumzyanid verdampft bereits bei einer Temperatur von 26° Grad und bildet dann eine hochgefährliche Wolke.
Tianjin – eine Geisterstadt
Schon wenige Stunden nach dem Chemieunfall wurden die Anwohner in der unmittelbaren Umgebung der Fabrik evakuiert. Jetzt hat der Wind gedreht, und die giftige Wolke treibt auf die Millionenmetropole zu, die Behörden gaben Giftgasalarm. Die bereits Evakuierten müssen ihr provisorisches Lager in Schulen und Turnhallen verlassen, und wenn die Giftwolke weiter Richtung Tianjin weht, dann ist nicht auszuschließen, dass alle Einwohner die Stadt verlassen müssen.
Unzureichende Maßnahmen
Es ist hinreichend bekannt, dass die Sicherheitsbestimmungen in China alles andere als zuverlässig sind, aber auch das Verhalten der Behörden beim aktuellen Giftgasalarm wirft Fragen auf. So sollen sich die Menschen in Tianjin mit langen Hosen und Gesichtsmasken vor der giftigen Wolke schützen. Nach Meinung von internationalen Wissenschaftlern sind diese Maßnahmen ebenso effektiv wie der Rat, sich bei einem Atomangriff eine Aktentasche über dem Kopf zu halten, um sich zu schützen.
Bild: © Depositphotos.com / chrisdorney
- Nürnberg – eine fränkische Schönheit - 21. November 2023
- Städtereise Prag – was Besucher beachten sollten - 21. November 2023
- Florenz – die Schönheit in der Toskana - 21. November 2023