Audi übernimmt Italdesign zur Gänze

Italiens berühmtester -Designer Giorgetto Guigiaro macht Schluss mit dem Autodesign. Er verlässt das selbst gegründete Studio, womit Audi alleiniger Herr über das Turiner Unternehmen wird und das komplette Sagen hat. Damit geht der sechsjährige Weg der Übernahme zu Ende und der geniale – unter anderem des Ur-Golf – wohl in Rente.

Wer kennt sie nicht? Die faszinierenden Autodesigns aus dem italienischen Hause , dessen führende Kraft Guigiaro seit Beginn war. Doch der Abschied zeichnete sich bereits ab, denn vor sechs Jahren hatte sich Audi immerhin 90,1 Prozent der Anteile am Unternehmen gesichert. Der Rest verblieb beim Altmeister höchstpersönlich und seinem Sohn Fabrizio. Doch nun sind überraschend beide ausgestiegen und zogen sich sogar von ihren Ämtern im Designstudio zurück. Sogar den Ehrenvorsitz wollte Giorgetto Guigiaro nicht mehr innehaben. Der „Motor Informations Dienst“ schreibt, dass es zwischen der aktuellen Firmenleitung und dem Gründer vermehrt zu Spannungen gekommen war, die letztendlich zum Ausstieg des Designgenies führten.

Blick zurück auf eine geniale Karriere

In italienischen Medien wird Guigiaro auch als der Auto-Armani bezeichnet. Warum? Die Frage ist schnell beantwortet, denn er zeichnete und designte Fahrzeuge, sowohl für den Alltag, aber auch immer mit einem Hauch eines echten Traumautos. Bereits mit 17 Jahren wurde er Designer bei Fiat. Im Alter von 22 Jahren holte ihn Guiseppe „Nuccio“ Bertone in sein Studio und machte ihn zum Chefdesigner. 1968 war es dann soweit und Guigiaro gründete mit 30 Jahren sein eigenes Unternehmen. Er nannte es nüchtern und sachlich Italdesign. Doch der Name entwickelte sich in der Szene schnell zum Markenzeichen für Traumautos, die für die Ewigkeit geschaffen wurden. Bereits Anfang der 70er- Jahre entwickelte er den Scirocco und verpasste dem VW Passat ein modernes trendiges Gesicht. Sein größter Wurf gelang ihm damals aber mit dem VW Golf, der 1974 auf seinem Zeichentisch entstand. Das Auto gilt heute noch als Ur-Golf und lässt Autoliebhaber träumen und auch ein bisschen in Schwärmerei verfallen.

Der Keil sorgte für seine Berühmtheit

Die Alltagsautos mit einem Hauch Traumfaktor waren das eine, richtig Aufsehen erregte Guigiaro mit seinen Sportwagen, die immer etwas extrem ausfielen. Das Markenzeichen wurde dabei schnell die etwas aggressiv wirkende Keilform mit der flachen Schnauze und das steil abreißende Heck wie es der Maserati Bora und der BMW M1 aufweist. Betuchte Autofans können bei diesen beiden Modellen bis heute nicht widerstehen. Doch der geniale Designer aus Turin verlieh nicht nur Sportwagen und VW-Autos ihre bei Kunden so beliebte Form. In seinem Unternehmen Italdesign entstanden über die Jahre mehr als 200 Autos. Die Palette reichte dabei vom Fiat Uno bis hin zum Lexus GS.

Autodesigner des Jahrhunderts

Seine Autoentwürfe machten ihn bekannt und berühmt, doch Guigiaro konnte noch mehr. Er entwarf unter anderem Schnellzüge für die italienische Staatsbahn und so ganz nebenbei auch den einen oder anderen Alltagsgegenstand wie ein Kameragehäuse. Im Unterschied zu manchen seiner mindestens ebenso berühmten Designer-Kollegen begnügte sich Italdesign immer mit dem bloßen Entwerfen auf dem Reißbrett, in die Automobilproduktion selbst wagte man sich nie. Vermutlich war das ein Grund, warum es das erfolgreiche Unternehmen von Giugiaro bis heute gibt. Im Übrigen honorierte eine internationale Jury seine Leistungen und kürte ihn 1999 zum Autodesigner des Jahrhunderts.

Bild: © Depositphotos.com / YuriNabatov

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Maik Justus