Die Reiseoption mit dem Autoreisezug steht vor dem Aus

Wer erinnert sich nicht gerne an seine Kindheit, als noch mit dem in den Süden gefahren wurde. Dabei kam meist früher oder später auch der in der Reiseplanung vor, immerhin ist es praktisch, wenn das eigene Auto auf dem Waggon mitfährt und man Staus und Stress damit aus dem Weg geht. Die fährt ihr entsprechendes Angebot nun zurück und möchte es 2017 komplett auslaufen lassen.

Prinzip Autozug ist ganz einfach

Seit 1930 gibt es das Prinzip des Autozuges bereits. Doch wer sich die Zahlen heute ansieht, der muss feststellen, dass es sich wohl um ein Auslaufmodell handelt. Die bequeme Praxis, mit dem Wagen einfach auf einen Waggon zu fahren und sich dann im Zug bis ans Reiseziel entspannt zurück zu lehnen, ist offenbar heutzutage nicht mehr gefragt. In den 1930er-Jahren hatte sich der Autoreisezug trotz des Booms der zivilen Luftfahrt zu einem mehr als beliebten Verkehrsmittel entwickelt. Im Jahr 1988 gab es bei der Deutschen Bundesbahn insgesamt knapp 3000 Autozüge und 484 D-Züge, die mit der Autobeförderung auf Schiene waren. Insgesamt wurden dabei 26 innerdeutsche und 61 internationale Verbindungen erschlossen, wobei es in den 90er-Jahren sogar Routen bis in die Türkei und nach Griechenland gab. Doch seither ging es mit der Nachfrage stetig bergab, was auch dazu führte, dass die Verbindungen zurück gefahren wurden. In diesem Sommer wurde auch die Route nach Innsbruck und Villach in Österreich, nach Narbonne in Frankreich und nach Alessandria in Italien eingestellt. Die einzigen zwei Verbindungen, die es bis Ende 2017 geben wird, sind Hamburg – München und Hamburg – Lörrach.

Seit Jahren nachhaltig defizitär

Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn kürzlich mitteilte, sei das klassische Autozug-Geschäft kräftig am Abbauen. So etwa nutzten bis 2014 rund 200.000 Fahrgäste das Angebot jährlich, wobei dies weniger als 1 Prozent der gesamten Bahnkunden jährlich darstellt. Kritiker äußersten sich dahingehend, dass die Bahn hier einen strategischen Fehler mache. Sie habe ein Angebot und überprüfe einfach, wie viele Menschen es nutzen. Marketingtechnisch werden Autoreisezüge kaum unterstützt. Damit – und auch weil entsprechend attraktive Angebote zur Reisezeit fehlen – gehen die Nutzerzahlen zurück und die Bahn verliere Geschäft.

Auf attraktives Reisemittel muss verzichtet werden

Deutsche Urlauber müssen sich also darauf einstellen, schon bald auf die bequeme Anreise mittels Autoreisezug zu verzichten. Das kritisiert auch Jürgen Grieving vom ADAC, der die Vorteile vor allem darin sieht, dass keine langen Strecken in den Urlaub selbst zurück gelegt werden müssen, der Tourist aber dennoch an der Feriendestination dann mit dem eigenen Auto mobil sein kann. Die Alternative dazu wäre ein Mietwagen vor Ort. Was dabei dagegen spricht, ist ganz einfach. Denn viele wollen mit dem eigenen Auto gerade in einem fremden Land fahren, egal welcher Altersgruppe sie angehören. Hier zeigt sich ein ähnliches Verhalten wie mit Fahrrädern oder Skiern. Immerhin gibt es sie meist auch am Urlaubsort zu mieten, und doch möchten die meisten Urlauber nicht auf ihre eigenen Gerätschaften verzichten, auch wenn der Transport umständlich ist.

Reiseverhalten der Jugend ist anders

Ein Grund, warum der Autoreisezug ins Abseits gerät, liegt möglicherweise daran, dass junge Menschen heute anders reisen als noch vor einigen Jahren. Dazu kommt, dass es in vielen Ferienregionen das Angebot des Carsharing gibt, unter anderem mit umweltschonenden E-Autos. Dagegen scheint die Deutsche Bahn etwas veraltet, auch wenn sie es in diesem Sommer mit einem neuen Offert versucht. Dabei gibt es die Option mit dem Pilotprojekt „Auto+Zug“, die PKW auf Lastwagen verladen über die Straßen Deutschlands zu transportieren. Das sei eine moderne Alternative zum klassischen Autozug-Geschäft, lässt die Bahn in einer Aussendung wissen. Ob sich diese Art der Fortbewegung und Anreise in die Ferien allerdings durchsetzt, bleibt zu hinterfragen. Immerhin mutet es etwas eigenwillig an, Autos per LKW über die Straßen zu befördern.

Bild: © Depositphotos.com / ginasanders

Die Reiseoption mit dem Autoreisezug steht vor dem Aus

Maik Justus