Ist Rotwein wirklich gut fürs Herz?

„Rotwein ist für alte Knaben eine von den besten Gaben“, dichtete einst Wilhelm Busch und meinte damit die angeblich heilende Wirkung des Rotweins. Bis heute hat Rotwein den Ruf, besonders für das Herz eine Wohltat zu sein, aber was ist an dieser Behauptung wirklich wahr? Ist Rotwein tatsächlich gut fürs Herz und wenn ja, warum ist das so?

Das am Abend

Viele, die gerne Wein trinken, machen es sich nach Feierabend mit einem auf dem Sofa bequem und sind sich sicher, dass sie mit diesem Glas Rotwein ihrem Herz etwas Gutes tun. Der Mythos, dass Rotwein gut fürs Herz ist, stammt noch aus den 1970er Jahren, denn damals versuchten Forscher wissenschaftlich zu belegen, dass das Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen sinkt, wenn man Rotwein trinkt.

Es gibt tatsächlich einen positiven Effekt, wenn es ums Herz und um den Rotwein geht und der Grund für diesen Effekt liegt in den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Diese Stoffe im Rebensaft sorgen dafür, dass die für den Körper schädlichen Blutfette reduziert werden. Aber Rotwein kann darüber hinaus auch als Antioxidans wirken und Durchblutungsstörungen in den Gefäßen effektiv vorbeugen. Auch das Herz soll mit dem Gläschen Rotwein am Abend gestärkt werden, und das wurde in Tierversuchen und klinischen Studien auch wirklich nachgewiesen. Ebenfalls nachgewiesen wurde, dass die Gefäße besser durchblutet werden, aber nur dann, wenn der Rotwein auch in vernünftigen Maßen getrunken wurde.

Dass Rotwein gesund sein kann, das wusste übrigens schon Hippokrates 400 Jahre vor Christus, der seinen Patienten, die unter Herzbeschwerden litten oder Probleme mit dem Kreislauf hatten, ein tägliches Glas Rotwein verordnet hat.

Nicht nur positiv

Nicht alle Inhaltsstoffe im Rotwein sind positiv, er hat auch negative Eigenschaften. Zu diesen weniger guten Eigenschaften gehört, dass Rotwein Alkohol enthält. Alkohol kann dem Körper Schäden zufügen, die nicht mehr repariert werden können. So lässt das im Alkohol enthaltene Ethanol die Zellen im Gehirn absterben und diese Zellen können sich nicht mehr regenerieren. Der übermäßige Genuss von Rotwein kann zudem zu einer Fettleber, zu Leberzirrhose und auch zu Hepatitis führen.

Außerdem steigt das Risiko einen Schlaganfall zu bekommen und der Hormonhaushalt sowie das empfindliche Nervensystem werden auf Dauer gestört. Wird zu viel Rotwein getrunken, dann kann sich die Bauchspeicheldrüse entzünden und auch das Risiko an Gicht zu erkranken, steigt deutlich an. Nicht zuletzt birgt übermäßiger Alkoholgenuss auch die Gefahr, süchtig zu werden, und das gilt auch dann, wenn aus einem Glas Rotwein am Abend mehr wird.

Mit Genuss trinken

Echte Rotweinkenner trinken einen Burgunder oder einen Merlot nicht einfach, sie lassen den Wein auf der Zunge zergehen und genießen den Wein, kein Rotweintrinker betrinkt sich mit einem guten Jahrgang. Wer die positiven Eigenschaften des Rotweins nutzen will, der sollte es ebenso machen. Gegen ein Glas Rotwein am Abend oder zu einem guten Essen ist nichts einzuwenden, denn dann kann der Wein alle seine guten Eigenschaften voll entfalten. Er muss dazu aber auch die richtige Temperatur haben, denn anders als Weißwein, wird Rotwein immer bei Zimmertemperatur getrunken, nur dann hat er das richtige Bouquet.

Rotwein ist nicht erst seit gestern eines der beliebtesten alkoholischen Getränke, schon vor 8.000 Jahren wurden die Trauben gepresst und gekeltert, so wurde aus Traubensaft Wein. Deutschland steht, was die Beliebtheit von Rotwein angeht, auf dem vierten Platz, nur in Italien, den USA und Frankreich wird mehr Rotwein getrunken. Dass Rotwein so beliebt ist, das mag auch an den günstigen Preisen liegen, denn 71 % der Weine, die weltweit angeboten werden, kosten weniger als sieben Euro. Wirklich gute Weine sind natürlich auch entsprechend teuer, aber wenn es um die Gesundheit geht, dann sind teure Weine ebenso gut wie günstige Jahrgänge.

Bild: © Depositphotos.com / costasz

 

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Maik Justus