Ebenezer Scrooge und Weihnachten

Auf der ganzen Welt wird es wohl keinen Menschen geben, der die Weihnachtsgeschichte »A Christmas Carol« von Charles Dickens mit dem garstigen und geizigen Händler Ebenezer Scrooge nicht kennt. Ebenezer Scrooge und Weihnachten gehören zusammen wie Ostern und der Osterhase.

Wie die Weihnachtsgeschichte mit Ebenezer Scrooge entstand

Die Weihnachtsgeschichte »A Christmas Carol« erschien im Dezember 1843 und wurde vom bekannten britischen Schriftsteller Charles Dickens geschrieben. Die Geschichte um den unfreundlichen Pfennigfuchser Ebenezer Scrooge wurde im Buch mit Zeichnungen von John Leech ergänzt. Charles Dickens hat das weltweit berühmte Werk mit Kritik bezüglich des damaligen Umgangs mit der ärmeren Bevölkerung im England des 19.Jahrhunderts versehen. Die Sozialkritik passt auch in unsere heutige Zeit, weil die zahlreichen sozialen Probleme noch nicht gelöst sind.

Handlung

Die Hauptrolle in »A Christmas Carol« spielt Ebenezer Scrooge, der in London des frühen 19.Jahrhunderts ein erfolgreiches Handelshaus mit Namen »Scrooge and Marley« betreibt und dessen Geschäftspartner Jacob Marley vor sieben Jahren verstarb. Als einzigen Mitarbeiter beschäftigt er Bob Scratchett.

Jedes Jahr am Vorabend zu Weihnachten besucht Scrooge´s Neffe Fred den Geizhals und lädt ihn zu einem Weihnachtsessen mit seiner Frau ein. Ebenezer lehnt die Einladung dankend in einem spitzen leicht feindseligen Ton ab, weil er Fred für einen Versager hält und Weihnachten als Humbug bezeichnet. Fred ist ein fröhlicher Mann, der sich durch nichts trüben lässt und die Hoffnung nicht aufgibt, dass sein Onkel eines Tages doch bei seinem Weihnachtsessen zugegen sein wird.

Am gleichen Abend besuchen zwei Herren in schwarzen Anzügen das Handelskontor mit dem Ziel Spenden für die Armen einzusammeln. Ebenezer Scrooge lehnt eine Spende mit dem Worten ab, dass er ja mit seinen Steuern die Arbeitshäuser und Gefängnisse finanzieren würde. Eiskalt entläßt er die Spendensammler aus seinem Geschäft.

Nach dem Besuch an der Londoner Börse begibt sich Scrooge nach Hause und erlebt eine Sinnestäuschung, als er den Türklopfer der Haustür betrachtet. Er sieht ein verschwommenes Bild seines verstorbenen Geschäftspartners Jacob Marley. Als die Erscheinung verschwindet, traut er sich in sein großes Anwesen und schließt die Tür seines Esszimmers ab. Genussvoll schlemmt er seine abendliche Suppe, als er wieder eine Erscheinung sieht diesmal am Kaminsims. Er bezeichnet es als Humbug. Plötzlich öffnet sich die Tür und es kommt ein Geist behangen mit schweren Ketten, Geldkassetten und Schlössern herein. In diesem Moment fragt Ebenezer Scrooge was der Geist sei. Der Geist antwortet »Frage mich wer ich einst war« und Scrooge erhält die Antwort, dass es sich um seinen vor sieben Jahren verstorbenen Geschäftspartner Jacob Marley handelt.

Jacob Marley warnt Scrooge vor drei Geistern. Der erste Geist werde um 1 Uhr, der Zweite um 2 Uhr und der Dritte etwas Sprunghafte zur rechten Zeit kommen. Er erzählt, dass ihn die Geister retten werden und er auf sie hören soll. Die massiven Ketten stehen als Symbol für die Menschen, die Marley einst ausgebeutet hat und denen er zu Lebzeiten nie half, sondern stets das Geschäft im Sinn hatte. Marleys Geist verschwindet und Scrooge legt sich Schlafen. Um 1 Uhr erscheint wie angekündigt der erste Geist, der sich als Geist der vergangenen Weihnacht herausstellt und Ebenezer Scrooge mit auf eine Reise in die Vergangenheit nimmt. Scrooge sieht seine Kindheit, die glücklichen Jahre seiner kaufmännischen Ausbildung beim Kaufhausbesitzer Mr. Feezigwig und wie er sich in dessen Tochter auf der betrieblichen Weihnachtsfeier verliebt. Jahre später sieht er wie er seine Verlobte gehen lässt und dem Geschäft dem Vorzug gibt. In einer weiteren Szene zeigt der Geist das glückliche Familienleben der Frau, die Scrooge gehen ließ.

Geist der diesjährigen Weihnacht

Als der Geizkragen endlich wieder daheim ist, besucht ihn in der darauffolgenden Stunde der im feierlichen Gewand gekleidete Geist der diesjährigen Weihnacht. Von ihm habe es bereits 1800 gegeben und zwar jedes Jahr einen wie er erzählt. Er trägt spezielles Wasser bei sich mit dem er Streitigkeiten schlichten und Speisen einen weihnachtlichen Geschmack verleihen kann. Beide besuchen Bob Scratchett und Fred. Er erfährt durch den Geist, dass man trotz Armut das Weihnachtsfest gebührend feiern kann und Scratchetts Sohn Tim sterben könnte, wenn seine Behinderung nicht behandelt wird. Am Ende zeigt der Geist Scrooge zwei Kinder, welche die Kinder der Menschheit seien. Vor ihnen solle man sich hüten, weil sie für Unwissenheit und Not stehen.

Geist der künftigen Weihnacht

Der letzte Geist stellt sich als Geist der künfigen Weihnacht heraus, der Scrooge zeigt wie sich sein Leben entwickeln könnte. Sollte er weiterhin so hartherzig und geizig sein, werde er einsam sterben und es würde niemand um seinen Tod trauern. Erschrocken über diese Botschaft ändert Ebenezer Scrooge sein Leben. Er verdoppelt Scratchetts Geld, rettet Tim und entwickelt sich zu einem glücklichen Menschen, der das Weihnachtsfest zu feiern mag wie sonst keiner auf der Erde.

Verfilmungen und Hörbücher

Seit dem Jahr 1901 gab es rund zwei Dutzend Verfilmungen, unter anderem »Charles Dickens Weihnachtsgeschichte« aus dem Jahr 1984 mit George C. Scott als Ebenezer Scrooge und » A Christmas Carol – Die Nacht vor Weihnachten« von 1999 mit Patrick Stewart als Geizkragen Scrooge. Neben den Filmen sind mittlerweile zahlreiche Hörbücher erschienen.

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Ebenezer Scrooge und Weihnachten

Andreas Kraemer