Warum der Urlaub im Kurbad wieder im Trend ist

im Kurbad – das klingt nach gepflegter Langeweile, nach Kurkonzerten, spazieren gehen und entspannen in einer schönen Umgebung. Nicht zu vergessen die vielen Anwendungen, wie zum Beispiel Moorpackungen oder Trinkkuren in der Trinkhalle des Kurhauses. Ein solcher Urlaub im Kurbad ist bestenfalls etwas für ältere Leute, aber ist das wirklich so? Mitnichten, denn die Ferien in einem Heilbad oder einem Kurort sind wieder im Trend und immer mehr jüngere Menschen reisen in die bekannten Kurorte, denn Wellness ist IN.

Kuren mit Geschichte

Schon die Römer wussten die heißen Dämpfe, die Thermal- und Mineralquellen sehr zu schätzen und sie waren die Ersten, die einen Urlaub an einem Ort machten, der diese Annehmlichkeiten zu bieten hatte. Sie gaben den Orten Namen wie Aquae Mattiacorum, das heute Wiesbaden heißt, oder einfach Aquae, das heutige Baden-Baden. 1581 gab es mit Bad Schwalbach den ersten deutschen Kurort, richtig in Mode kam der Urlaub im Kurbad jedoch erst im 18. Jahrhundert. In wollte sich die Oberschicht erholen, nach Möglichkeit am Meer und in einer gediegen-eleganten Umgebung. Der britische Arzt Richard Russell erkannte die heilsame Wirkung des Wassers und gilt heute als der Vater der Thalassotherapie. Ihm verdanken die Briten ihre schönsten Kurbäder wie Bath, Brighton oder Harrogate. Im 19. Jahrhundert schwappte die Begeisterung für den Urlaub im Kurbad dann auch nach Deutschland und mit dem an der Ostsee entstand eines der ersten deutschen Kurbäder.

Das Ende der Kurbäder

Über viele Jahre galt der Urlaub im Kurbad als schick und da diese Ferien von den Krankenkassen bezahlt wurden, fuhren jedes Jahr Millionen Touristen in die bekannten Kurbäder, bevorzugt in Bayern. In den 1990er Jahre aber wurde Horst Seehofer Gesundheitsminister und da war Schluss mit dem gesponserten Urlaub im Kurbad. Durch die Kranken- und Rentenkassen finanzierten Kuren wurde das Gesundheitssystem in den 1990er Jahren sehr stark belastet, denn es gab 900.000 von Ärzten verordnete Kuren, und zwar in jedem Jahr. Horst Seehofer fuhr diese Zahl auf 45.000 herunter und viele Kurbäder standen vor dem finanziellen Aus. Die Gäste blieben aus, Arbeitsplätze gingen verloren, Geschäfte mussten geschlossen werden und viele Orte glichen Geisterstädten. Aber dann kam der Wellness-Trend und mit ihm trafen auch wieder die Gäste ein.

Urlaub im Kurbad ist wieder im Trend

Wellness und gesund leben – dieser Trend, der sich schon Anfang des neuen Jahrtausends abzeichnete, nahm ab 2005 so richtig Fahrt auf. Plötzlich war es wieder IN, nicht nur einfach einen Urlaub zu buchen, es sollte auch etwas für die Gesundheit geboten werden. Wo gelingt das besser als in einem der Kurorte und so wurden viele Heilbäder wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Die Urlauber wollten wieder an einem schönen Ort Wassertreten, gesundes trinken und Moorbäder nehmen. Die Kurbäder ergriffen die Chance und rüsteten auf, sie entwickelten sich zu ganzheitlichen Gesundheitszentren mit einem großen Angebot, das vom modernen Dialysezentrum bis zur traditionellen chinesischen Medizin alles anbietet.

Nicht mehr die klassische Kur

Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Wellness und Erholung haben einen größeren Stellenwert und die Menschen sind auch dazu bereit, sich die Aussicht auf ein längeres und vor allem gesünderes Leben etwas kosten zu lassen. Das merken auch die Kurorte wie Bad Reichenhall, Bad Aibling oder Bad Wörishofen, denn die aktuellen Zahlen können sich sehen lassen. Alleine in Bayern gab es im vergangenen Jahr 23,5 Millionen Übernachtungen, 43 Millionen Tagesgäste und 100.000 Arbeitsplätze. Zusammen haben die Kur- und Heilbäder im Freistaat 4,5 Milliarden erwirtschaftet und ein Ende des Trends ist nicht in Sicht.

Die Kurbäder sind die Totgesagten, die bekanntlich besonders lange leben. Die Wiederbelebungsversuche, sprich Investitionen, haben sich also wirklich gelohnt.

Bild: © Depositphotos.com / mjth

Warum der Urlaub im Kurbad wieder im Trend ist

Ulrike Dietz