Immer mehr Touristen – warum die Venezianer ihre Stadt verlassen

Immer im Sommer, wenn die großen Kreuzfahrtschiffe anlegen und die Tagesbesucher in die Stadt einfallen, quillt über von . Über mangelndes Interesse kann sich die Lagunenstadt tatsächlich nicht beschweren. Aber was gut fürs Geschäft ist, das ist noch lange nicht gut für die Einwohner der Stadt, denn die fühlen sich zunehmend genervt und fremd in der eigenen Stadt. Immer mehr Venezianer flüchten und einige befürchten jetzt, dass die einzigartige Stadt langsam stirbt.

Total überlaufen

Es klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber in Venedig gibt es zu wenig Menschen und das, obwohl die Stadt von Touristen überlaufen ist. Wer die Stadt verlässt, das sind die Einwohner, und zwar in Scharen, innerhalb von nur einer einzigen Generation ist Venedig um ein Drittel seiner Einwohner geschrumpft. Ob die Stadt der Kanäle und Paläste überleben wird, ist äußerst fraglich. Um 55.000 Einwohner ist Venedig alleine im November geschrumpft und was diese Tatsache noch viel bedrohlicher macht, nur noch 9000 der Einwohner sind unter 18 Jahre alt.

Einnahmequelle und Bedrohung

Die wohl größte Bedrohung für den Verfall von Venedig sind die Touristen, die aber gleichzeitig auch die größte Einnahmequelle darstellen. In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Zahl der Besucher vervierfacht und die Stimmung zwischen den Venezianer und den Touristen ist mittlerweile sehr stark vergiftet. Die Gewinner sind vor allem die Besitzer von Hotels und Pensionen, es profitieren aber auch die Hauseigentümer, die ihre Wohnungen an Touristen vermieten. Andere stehen auf der Verliererseite, wenn zum Beispiel der Supermarkt um die Ecke in ein Wohnhaus mit Ferienwohnungen umgebaut wird. Wer in einem authentischen Restaurant in der Innenstadt essen will, der muss sehr lange suchen, Fast-Food-Ketten finden sich dagegen überall.

Forderungen nach einem eingeschränkten Tourismus in Venedig werden von der Politik überhört und deshalb sind die Venezianer zunehmend der Meinung, dass die örtlichen Politiker mit der Tourismusbranche unter einer Decke stecken.

Bild: © Depositphotos.com / Baloncici

Immer mehr Touristen – warum die Venezianer ihre Stadt verlassen

Ulrike Dietz