Der Wohnungsbau in Deutschland befindet sich in einer Boomphase, doch trotz 250.000 neuer Wohnungen, die im Jahr 2015 gebaut wurden, ist die Zahl dennoch zu gering. Vor zehn Jahren hatte die Zahl neugebauter Wohnungen zuletzt so hoch gelegen, berichtete das statistische Bundesamt. Die Bauwirtschaft verzeichnete im Jahr 2015 gegenüber 2014 nur ein Wachstum von ein Prozent, nach 14 Prozent von 2013 auf 2014.
Die Zahl neuer Wohnungen decke nicht den Bedarf. Nach Schätzungen der Immobilienwirtschaft und Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) liege der Bedarf bis 2020 bei 350.000 bis 400.000 Wohnungen pro Jahr. In dieser Berechnung sei der Mehrbedarf wegen des Zuzugs von Flüchtlingen einkalkuliert. Der Wohnungsbau für Mietwohnungen soll gefördert werden und dafür befindet sich bei der Bundesregierung ein milliardenschweres Programm mit Steuervergünstigungen in der Planung. Die Umsetzung des Gesetzes verläuft im Bundestag allerdings sehr langsam.
In Bezug auf den Wohnungsbau will Hendricks die Bauvorschriften massiv reduzieren und lockern. So sollen Autostellplätze verschwinden, weil junge Leute in den Städten kein Auto mehr fahren würden. Das Normungswesen sei der Bauministerin zufolge ein riesiger Kostentreiber, wie Sie gegenüber der Zeitung „Welt“ berichtete. Die Zahl der Bauvorschriften vervierfachte sich seit dem Jahr 1990 von 5000 auf 20000. Eine Arbeitsgruppe soll zusammen mit der Bau- und Wohnungswirtschaft die Vorschriften auf ein Minimum begrenzen, damit Wohnungen kostengünstiger gebaut werden können.
Junge Berufstätige würden nur einen Wohnraum von 30 bis 35 Quadratmeter benötigen, da sie Hendricks zufolge hauptsächlich nur zum Schlafen in ihren Wohnungen seien. Auf diesen Trend hätten die Architekten bereits reagiert und neue Wohnkonzepte entwickelt. Die Länder wurden dazu aufgefordert eine einheitliche Musterbauordnung zu erlassen, weil dies die Planung landesweit deutlich vereinfachen würde und günstiger machen würde. In Berlin sollen bald Wohnungen auf Supermärkten wie Aldi oder Edeka gebaut werden, um Wohnraum für 15.000 Einwohner der Bundeshauptstadt zu schaffen.
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