Gutmensch – das Unwort des Jahres 2015

Jetzt ist es raus, das und es heißt . Eine unabhängige Jury aus Journalisten und hatte die Wahl aus 1644 Vorschlägen und entschied sich für ein Wort, das eigentlich einen positiven Klang hat, im speziellen Zusammenhang aber mehr zu einem Schimpfwort geworden ist. Warum ist aufgerechnet Gutmensch das Unwort des Jahres geworden und wie begründet die Jury ihre Wahl?

Warum Gutmensch ein Unwort ist

Um zu verstehen, warum das negativ besetzt ist, muss man auf das Wort des Jahres schauen, denn es lautet Flüchtlinge. Im Zusammenhang mit dem Wort des Jahres bekommt das Unwort eine andere Bedeutung. Gutmensch ist ein Wort, das diffamieren soll, denn nach Ansicht der Jury beschreibt das Wort Gutmensch einen Menschen, der dumm, weltfremd und naiv ist und ein Helfersyndrom hat, ebenfalls werden auf diese Weise die Begriffe Toleranz und Hilfsbereitschaft diffamiert.

Eine Wahl mit Tradition

Jedes Jahr werden sowohl das Wort als auch das Unwort des Jahres gewählt. 2014 lautete das Unwort Lügenpresse, ein Wort, das aus dem Umfeld der Pegida-Bewegung kam und sich vor allem auf die vermeintlich unabhängige Arbeit der Presse in der Flüchtlingsproblematik bezog. 2013 wurde Sozialtourismus als Unwort des Jahres gewählt und auch hier gab es einen Bezug zur Flüchtlingskrise und den Verdacht, dass viele der Einreisenden Wirtschaftsflüchtlinge waren. Die Aktion, ein Wort und ein Unwort des Jahres zu küren, gibt es schon seit 1991, und die Wahl spiegelt immer die jeweilige Stimmung in der Bevölkerung wider.

Was das Unwort über die Stimmung aussagt

Wenn man sich die Liste der Unwörter seit 1991 betrachtet, dann bekommt man einen Einblick in die Volksseele und was die Menschen in den jeweiligen Jahren beschäftigt hat. Das erste Unwort war ausländerfrei und bezog sich auf die fremdenfeindlichen Aktionen in Hoyerswerda. Ein Jahr später stand der Jugoslawienkrieg im Fokus und so lautete das Unwort ethnische Säuberung. Das Unwort 1993 könnte auch heute noch aktuell sein, denn es lautete Überfremdung. Das Gleiche gilt auch für das Jahr 2000, denn damals wählte die Jury die national befreite Zone, gemeint war eine Umschreibung für bestimmte Regionen, die nach Ansicht von Rechtsextremisten ausländerfrei sein sollten.

Unwörter der anderen Art

Nicht immer beziehen sich die Unwörter auch auf politische Ereignisse, wie zum Beispiel 1994, als Peanuts das Unwort wurde. Auch die Ich-AG wurde gewählt, und zwar 2002, ebenso wie die Herdprämie, die 2007 der Sieger wurde. Hohe Wellen schlug das Wort betriebsratsverseucht, das 2009 das Rennen machte und sich auf die Baumarktkette Bauhaus bezog. Auch die NSU fand ihren Weg zum Unwort des Jahres, denn 2011 wurde von der Jury das Wort Döner-Morde gewählt.

Die Aktion will mit der Wahl die deutsche Sprache sensibilisieren und auf den diffamierenden Charakter der Wörter aufmerksam machen.

Ulrike Dietz