Yahoo vor Zerschlagung

Der traditionsreiche Onlinekonzern Yahoo, der einst in den 1990er-Jahren die beliebteste Suchmaschine betrieb, soll zerschlagen werden. Dies berichtet das Wall Street Journal auf Basis informierter Kreise. Yahoo gehört zu den Pionieren des Internet und zählt heute weltweit über 700 Millionen Nutzer für seine Dienste.

Yahoo schaffte Wende nicht

Als Grund für die geplante Zerschlagung nannte die Zeitung die misslungene Entwicklung neuer Geschäftsfelder. Das Internetunternehmen wird seit Juli 2012 von der ehemaligen Google-Vizepräsidentin Marissa Mayer geleitet. Der Verwaltungsrat trifft sich diese Wochen zwei mal, um über eine Zerschlagung und Verkauf von Yahoo eingehend zu beraten.

Der Börsenwert des Unternehmens beläuft sich aktuell auf rund 31 Milliarden US-Dollar und ein Großteil davon sind asiatische Beteiligungen. Bei den wertvollen Beteiligungen handelt es sich um Yahoo Japan und dem chinesischen Internetkonzern Alibaba. Der Anteil an Alibaba beträgt 15 Prozent und weist einen Wert von rund 32 Milliarden US-Dollar. Der Wert von Yahoo Japan wird aktuell mit knapp 6 Milliarden US-Dollar taxiert.

Die Geldreserven des Konzerns belaufen sich mit kurzfristig abrufbaren Investitionen auf 5,9 Milliarden US-Dollar. Das Kerngeschäft soll Berechnungen zufolge einen Wert von bis zu 3,9 Milliarden US-Dollar haben. In den USA belegen Yahoo News und Yahoo Mail den dritten Platz unter den größten Webseiten, wie Comscore berichtet.

Nach dem Bericht des Wall Street Journal habe der Finanzinvestor Starboard das Unternehmen dazu aufgefordert das Kerngeschäft zum Verkauf anzubieten. Der Verkauf soll Steuern bei der Alibaba-Veräußerung sparen.

Beteiligung Alibaba am wertvollsten

Der chinesische Onlinekonzern Alibaba bezifferte seinen Wert im Rahmen seines IPO mit über 120 Milliarden US-Dollar. Die Firma betreibt Handelsplattformen und wagte im September 2014 den Börsengang an die New Yorker Stock Exchange. Seine Einnahmen erzielt Alibaba mit Mitgliedsbeiträgen, Werbung und Provisionen.

Der Zahlungsdienst Alipay ermöglicht Kunden ihre Einkäufe online zu bezahlen und ist vergleichbar mit Paypal. Der japanische Telekommunikations- und Medienkonzern Softbank ist mit 18 Prozent an Alibaba beteiligt und Yahoo mit 15 Prozent. Zusammen halten beide Unternehmen den größten Anteil an dem Handelsplattform-Betreiber.

Unternehmen Yahoo

Yahoo übernahm vor über zwei Jahren den Blogdienst Tumblr für 1,1 Milliarden US-Dollar verbunden mit dem Ziel ein neues Geschäftsfeld aufzubauen. Gegründet wurde Yahoo im Jahr 1994 von Jerry Yang und David Filo. Zwei Jahre später erfolgte der Börsengang und ist heute mit seinen Diensten in 70 Ländern aktiv. Die deutschsprachige Seite des Portalbetreibers ging im Oktober 1996 online und im November des gleichen Jahres wurde die Yahoo Deutschland GmbH mit Unterstützung von Softbank als Joint Venture gegründet.

Seit der Unternehmensgründung wurden rapide steigende Werbeeinnahmen durch Bannerwerbung und andere Formen der Onlinewerbung verzeichnet. Der Aktienkurs stieg enorm und erreichte Höchststände. Als die New Economy in der Zeit von 2000/2001 zusammenbrach, sorgte dies bei Yahoo für starke Umsatzrückgänge in der Onlinewerbung. Eine Neuausrichtung mit bezahlten Inhalten und Diensten sowie Übernahmen von Anbietern wie dem Fotoblogdienst Flickr oder der Online-Stellenbörse HotJobs sollte die Wende bringen.

Aktuell wird Yahoo weltweit von über 700 Millionen Menschen genutzt und ist eines der größten Internetportale im World Wide Web. Rund 11.500 Mitarbeiter zählt der Konzern und erzielte 2014 einen Jahresumsatz von 4,61 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2008 hatte das Unternehmen mit 7,20 Milliarden US-Dollar den höchsten Umsatz seiner Firmengeschichte erwirtschaftet. Seinen höchsten Gewinn konnte Yahoo im Jahr 2005 mit 1,33 Milliarden US-Dollar generieren.

Eine Zerschlagung und Verkauf ist die logische Folge von Managementfehlern. Die verkauften Unternehmensbereiche werden von ihren neuen Eigentümern auf Umsatz und Gewinn getrimmt. Seit sich der Onlinekonzern in der Krise befindet, ist die Wende noch nicht gelungen und wurden stellenweise Verluste in Millionenhöhe verzeichnet.

Bild: © Depositphotos.com / wolterke

Yahoo vor Zerschlagung

Andreas Kraemer