Report Überschuldung 2015 – Schuldner immer jünger

Nach dem Überschuldungsreport 2015 des Institut für Finanzdienstleistungen (IFF) ist das Durchschnittsalter der Schuldner, die eine Schuldnerberatung aufsuchen von 41,0 auf 40,2 Jahre gesunken und das innerhalb eines Zeitraums von einem Jahr. In eine Überschuldung gerät dem Bericht zufolge vor allem die junge Generation.

Junge Generation mit steigenden Schulden

Die Schulden der jungen Menschen bis zu einem Alter von 25 Jahren klettern. Zwanzig Prozent ihrer Verbindlichkeiten sind Forderungen von Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche. Zwölf Monate zuvor hatte sich der Wert noch auf 18 Prozent belaufen. Vor allem der Kauf neuer Smartphones und der Abschluss teurer Mobilfunkverträge sind zum Großteil für die Schulden bei der Generation unter 25 Jahren verantwortlich. Bezogen auf alle Altersgruppen belaufen sich die Forderungen der Telekommunikationsfirmen auf nur vier Prozent, während die Banken einen Anteil von 48 Prozent erreichen. Der Bankenanteil der Schulden ist höher je älter die Betroffenen sind. Im Jahr 2014 stiegen die durchschnittlichen Gesamtschulden um 1100 Euro auf 32.500 Euro.

Überschuldung

Eine Überschuldung entsteht, wenn jemand seine Schulden nicht mehr bedienen kann und deshalb in die Schuldenfalle rutscht. Als Anzeichen für eine Überschuldung gelten verspätete Zahlungen offener Rechnungen, Kreditkündigungen und Kontokündigungen.

Die Zahl der überschuldeten Haushalte soll sich in Deutschland nach Berechnungen auf 3,3 Millionen belaufen. Als Basis für den Überschuldungsreport 2015 dienten Analyseergebnisse von rund 60.000 Schuldnern, die eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten und deren Schuldensituation analysiert wurde.

Der Hauptgrund für eine Überschuldung ist der Studie zufolge Arbeitslosigkeit, den 27 Prozent der Schuldner als Grund nannten. In den Jahren 2009 und 2010 hatten dies noch über 30 Prozent angegeben. Die Einkommensarmut als Überschuldungsgrund und ihr Anteil an den Schulden belief sich 2014 auf 10,5 Prozent nach 4,3 Prozent im Jahr 2009. Auf den dritten Platz landete mit zehn Prozent Schuldenanteil die gescheiterte Selbstständigkeit, gefolgt von der Scheidung bzw. Trennung mit neun Prozent, einem übermäßigen Konsumverhalten mit 8,6 Prozent und schließlich Krankheit mit 7,7 Prozent.

Wie die Studie berichtet, habe die Einkommensarmut vor allem durch prekäre Beschäftigungsverhältnisse zugenommen. Die Zahl der Menschen, die mit ihrem Einkommen den eigenen Lebensunterhalt nicht mehr finanzieren können, steige. Die Studienautoren rechnen mit einem möglichen Rückgang der Einkommensarmut durch den am 1.Januar 2015 eingeführten Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde.

Das Alter eines durchschnittlichen Kunden einer Schuldnerberatungsstelle liegt bei 40 Jahren. Er hat einen Hauptschulabschluss, eine Ausbildung abgeschlossen, ist alleinlebend und männlich. Von den Schuldnern, die eine Beratungsstelle besuchten waren 56,6 Prozent alleinlebend, haben keine Kinder und sind Single.

Eine Überschuldung kann vermieden werden indem die Ausgaben gesenkt, das Einkommen erhöht oder das Konsumverhalten verändert wird.

Risikofaktoren und P-Konto

Ein hohes Überschuldungsrisiko haben Alleinerziehende und Alleinlebende. Der Anteil der alleinerziehenden partnerloser Männer, die Rat bei einer Schuldnerberatung suchten, kletterte auf einen bedenklichen Wert von 36,3 Prozent. Alleinlebende Frauen, die eine Beratungsstelle zur Klärung ihrer Schuldensituation aufsuchten, kamen auf einen Anteil von 20,3 Prozent. Sehr stark betroffen sind alleinerziehende Väter und Mütter, deren Anteil sich auf 15 Prozent bei den Schuldnerberatungsstellen belief.

Seit Sommer 2010 haben Personen, die von einer Pfändung betroffen sind die Möglichkeit ein P-Konto einzurichten. Betroffene können ihr existierendes Girokonto in ein pfändungsfreies P-Konto umwandeln. Auf dem Konto befindliches Guthaben bis zu einem monatlichen Betrag von 1073,88 Euro ist vor Pfändung sicher. In Deutschland gibt es bereits über zwei Millionen P-Konten und das Durchschnittsalter dieser Kontoform kletterte auf 15 Monate. Rund 33 Prozent der P-Konten sind mehr als vier Jahre alt. Eine Überziehung ist bei einem pfändungsfreien Konto nicht möglich, weil es auf Guthabenbasis läuft.

Im Fall einer Überschuldung ist der Besuch bei einem anerkannten Schuldnerberater ein empfehlenswerter logischer Schritt, weil er Wege aufzeigen kann wie man der Schuldenfalle entgeht und er unterstützt einem dabei einen Entschuldungsplan zu erstellen. Vor allem der Konsumverzicht kann dabei helfen eine Überschuldung bereits im Vorfeld zu vermeiden, indem nur lebensnotwendige Dinge gekauft werden und auf unnötige Anschaffungen wie das nächste topaktuelle Smartphone oder Tablet verzichtet wird.

Der Überschuldungsreport 2015 des IFF kann im Netz unter http://www.iff-ueberschuldungsreport.de/index.php?id=3003 mit allen Details abgerufen werden.

Andreas Kraemer