Flüchtlingskrise – Ungarn hat den schwarzen Peter

Arrogant, dumm, dreist, eiskalt, amoralisch und vor allem rechtspopulistisch – der ungarische Regierungschef Victor Orbán muss sich in diesen Tagen viel anhören. Es scheint, dass die Flüchtlingskrise in Europa einen Schuldigen gefunden hat, aber so einfach ist es nicht, Ungarn den schwarzen Peter zuzuschieben. Ungarn ist nur eine Station der Menschen, die sich aus Syrien, dem Irak, aus Afghanistan oder aus Afrika auf den Weg gemacht haben, aber Ungarn ist offenbar das erste Land in Europa, was mit der Flüchtlingskrise streng nach Vorschrift vorgeht.

Macht Ungarn alles falsch?

Es hat den Anschein, als würde Ungarn in der Flüchtlingskrise alles falsch machen, denn dieser Eindruck entsteht unwillkürlich, wenn man sieht, die seit Tagen am Hauptbahnhof von Budapest ausharren. Auch die Menschen in einen Zug zu setzen, der dann wenige Kilometer von der Hauptstadt entfernt auf freier Strecke hält, um die Menschen zu zwingen, sich in einem Auffanglager registrieren zu lassen, wirft kein gutes Licht auf die ungarische Regierung. Victor Orbán sagt, er befolgt nur die Regularien der EU, wonach sich jeder Flüchtling in dem EU Mitgliedsland registrieren lassen muss, das er als erstes betritt. Bei vielen Flüchtlingen wäre das streng genommen schon Griechenland gewesen, aber die Griechen sind mit den stetig steigenden Zustrom von Asylsuchenden vollkommen überfordert.

Keine Minderheiten

Ungarn den Ungarn, so lautet die Parole von Victor Orbán, denn der Regierungschef sieht sich in der Pflicht, dem Auftrag seiner Wähler nachzukommen. Es gibt Länder, die möchten Muslime haben, wir nicht – auch dieser Satz des ungarischen Staatschefs sorgt für heftige Kritik. Dabei wird gerne vergessen, dass man in anderen EU-Staaten genauso denkt. Auch in Polen möchte man, wenn überhaupt, nur Christen aufnehmen, muslimische Flüchtlinge sind dort auch nicht gerne gesehen. Wie es in der Flüchtlingskrise weitergeht, bleibt abzuwarten, ob es aber besser wird, ist momentan mehr als fraglich.

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Flüchtlingskrise – Ungarn hat den schwarzen Peter

Ulrike Dietz